Unter dem Zauberwort der Gamification haben Firmen Bausteine aus Spielen entdeckt, um Mitarbeiter zu motivieren. Dazu gehört alles, was ein Spiel spannend macht: Ranglisten, Fortschrittsbalken, Punkte, ein virtuelles Feuerwerk und tosender Applaus für den Sieger.
Gamification - spielerische Elemente im Arbeitssystem
Durch die Integration der spielerischen Elemente ins Arbeitssystem sollen Personen angespornt werden, die entweder zu monotone Tätigkeiten ausüben oder sich immer wieder sehr komplexen Aufgaben stellen. Dass Arbeit abwechslungsreich sein und für gute Ergebnisse Spaß machen sollte, betont auch Gamification-Fachmann Roman Rackwitz im REFA-Nordwest-Dossier "Zukunft der Arbeit": „Wenn ein Spiel keine Überraschungen mehr bietet, wenn es langweilig und vorhersehbar wird, hörst du auf, es zu spielen. Gleiches gilt eben auch für die Motivation bei der Arbeit.“
Unabdingbar für das Weiterspielen sei darüber hinaus die Kenntnis der Regeln. Und genau an diesem Punkt sieht er neben der Technologie die Führungskräfte gefragt. Sie müssen Rackwitz zufolge dafür sorgen, dass die Mitarbeiter „selbstständig lernen, mit Herausforderungen umzugehen.“ Er fügt hinzu: „Damit die Leute bleiben und auch im Job individuell stärker gefordert sind – so wie im Spiel.“
Digitalisierung ermöglicht weitreichende Gamification
Die Digitalisierung bietet weitreichende Möglichkeiten, dem täglichen Einerlei den Charakter eines spannenden Wettbewerbs zu verleihen. Doch es sind nicht immer nur die großen Aufwände, die zum Erfolg führen. Ein weiterer Gamification-Experte, Mario Herger, nannte in einem kürzlich im Online-Magazin „berlinvalley.com“ veröffentlichten Interview ein sehr einfaches Beispiel: „Es können auch ganz kleine Elemente sein, zum Beispiel ein Smiley. Berater müssen beispielsweise ihre Zeiten eintragen, damit am Schluss Rechnungen erstellt werden können.“ Passiere dies zu spät, gebe es Probleme mit der Buchhaltung. Herger: „Eine Firma konnte das Problem lösen, indem jedes Mal ein Smiley angezeigt wurde, wenn der Berater die Zeiten pünktlich eingetragen hat.“ Mit jedem Tag Verspätung sei der Smiley ein bisschen trauriger geworden. „Plötzlich wurden nicht mehr nur 28 sondern über 90 Prozent der Zeiten pünktlich erfasst“, berichtet Herger.
Auch viele Websites und Online-Shops sind gamifiziert
Auch viele Internetseiten sind auf so geschickte Weise gamifiziert, dass Besucher es kaum merken. Beispiele sind Amazon mit der Angabe, wie viele Exemplare des gewünschten Artikel noch vorrätig sind oder auch Flugbuchungs-Portale, die berichten „Drei weitere Menschen interessieren sich gerade auch für eine Reise nach Stockholm.“ Durch diese künstliche Verknappung wird ein Ansporn gesetzt, sich das Gewünschte schnell zu sichern – und damit genau nach Wunsch der Anbieter zu handeln.
Wer spielt, meckert nicht
Schon die alten Römer waren exzellente Anwender des Gamification-Prinzips. Der Dichter Juvnal (1. bis 2. Jahrhundert n. C.) kritisierte, das Volk sei von den Machthabern durch Zuwendungen ruhig gestellt worden. Statt sich politisch zu betätigen und nachzudenken, interessierten sich die Menschen nur noch für zwei Dinge: ihren Lebensunterhalt und den Besuch von Darbietungen in der Arena. Brot und Spiele also, ganz modern. (Birgit Lutzer)